Bestand

Der Bestand bezeichnet die Anzahl der Materialflussgüter, die sich in der Supply Chain, also in einem Produktions-, Transport-, Handhabungs-, Lagerungs- oder Verkaufsprozess, befinden.

Definition: Was ist der Bestand?

Der Bestand ist eine zentrale Größe in der Betriebswirtschaft. Er ist nicht nur für die Logistik, sondern auch für die Buchhaltung besonders wichtig. Allgemein versteht man unter Bestand im betriebswirtschaftlichen Sinne die Anzahl von Mengeneinheiten eines Materialflussgutes, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem Lager, einer Produktionsstätte oder einer Filiale des Unternehmens befinden. Materialflussgüter sind beispielsweise Waren, Rohstoffe, fertige Produkt oder Teilerzeugnisses. Für die Messung der konkreten Anzahl eines Materialflussgutes muss eine Maßeinheit festgelegt werden. Diese Maßeinheit wird in der Stückliste häufig als Mengeneinheit bezeichnet. Die Mengeneinheit kann die Stückzahl sein, aber auch das Gewicht, Volumen, die Länge oder Fläche.

Lange wurde der Begriff "Bestand" synonym mit dem Begriff "Lagerbestand" verwendet. In den letzten Jahren jedoch hat sich der Fokus mit dem Aufkommen und der zunehmenden Bedeutung des Supply-Chain-Managements auf den Gesamtbestand im Beschaffungs-, Produktions- und Distributionsprozess verlagert. Daher hat die Unternehmensgröße "Bestand" an Bedeutung für die Planung, Steuerung und Optimierung aller logistischen Prozesse gewonnen, weil Supply-Chain-Management-Systeme nicht nur Informationen über den aktuellen Lagerbestand, sondern auch über weitere Bestandsarten bereitstellen.

Der Bestand eines Betriebes wird auch als Vermögensvorrat bezeichnet. Dementsprechend zählen nicht nur fertige Produkte oder Rohstoffe zum Bestand, sondern beispielsweise auch Transportmittel. Abhängig von der Art des Betriebes werden Bestände unterschieden:

  • Produzierende Betriebe: Rohstoffe, Hilfsstoffe und Betriebsstoffe
  • Dienstleistungsbetriebe: Betriebsstoffe
  • Handelsbetriebe: Fertigerzeugnisse und Waren.

Je nach Unternehmen kann der Bestand auch aus allen Materialflussgütern oder Kombinationen daraus bestehen. 

Wie ermittelt man den Bestand?

Durch eine effektive Inventur kann der Bestand ermittelt werden. Physische Bestände lassen sich z.B. durch eine körperliche Bestandsaufnahme (Zählen) im Lager ermitteln. Dies gestaltet sich bei logistischen Beständen jedoch oft schwierig,  da zwar die Materialgüter im Lager ohne Problem gezählt werden können, aber Waren, die sich beispielsweise im Umlauf oder Transit befindet, nicht ohne Weiteres gezählt werden können. Hier kommen ERP-Systeme oder andere Inventursoftware ins Spiel. Sie ermöglichen es, die Zu- und Abgänge und weitere Informationen laufend zu notieren, um so den Aufwand der jährlichen Inventur zu reduzieren. Auf der Basis der Inventur kann dann ein System für Bestandsmanagement agieren, um den Bestand zu optimieren.

Welche verschiedene Bestandsarten gibt es?

Die Bestandsverwaltung stellt viele Unternehmen, vor allem Logistikunternehmen und Einzelhändler, vor große Herausforderungen, nicht nur in Hinblick auf ihre finanzielle Rentabilität sondern auch auf die Kundenzufriedenheit. Daher ist eine korrekte Bestandsverwaltung unerlässlich, wofür eine Unterteilung in Bestandsarten hilfreich sein kann. Für die Analyse des Bestandes wird dieser in verschiedene Kategorien unterteilt. Diese Unterteilung kann je nach Unternehmen und dessen Tätigkeitsbereich unterschiedlich ausfallen. Allgemein können Bestandsarten entweder nach Funktion, nach der Produktlebensdauer, nach der Logistik bzw. der Betriebsorganisation eingestuft werden. Je nach Definition der Einstufungskategorien kann es zu Überschneidung zwischen diesen kommen. Ein Beispiel hierfür ist der Mindestbestand, der sowohl den Bestandsarten nach Funktion als auch nach Art der Betriebsorganisation zugeordnet werden kann.

Bestandsarten nach Funktion

In diesem Fall wird eine Unterscheidung anhand der Nachfrage von Produkten bzw. der Umsatzerwartung unterschieden. Bei produzierenden Unternehmen versteht man unter der Nachfrage meist eine interne Nachfrage von der Produktion, während im Handel die Nachfrage durch den Kunden gemeint ist.

Wichtige Bestandsarten sind:

  • Mindestbestand: Bei dem Mindestbestand handelt es sich um die Mindestmenge eines Produktes, die benötigt wird, um die Umsatzprognose des Unternehmens zu erfüllen. Durch die Berechnung einer prozentual höheren Abweichungsquote ist es Unternehmen möglich, Wiederbeschaffungsmaßnahmen einzuleiten, wenn ein bestimmtes Umsatzvolumen erreicht ist.
  • Sicherheitsbestand: Bei dem Sicherheitsbestand handelt es sich um den Anteil des Lagerbestandes, der Bestandseinbrüche vermeiden soll. Dementsprechend sollen mit dem Sicherheitsbestand beispielsweise Lieferverzüge oder Verkaufsspitzen, die durch unvorhergesehen Ereignisse verursacht werden können, abgedeckt werden.
  • Meldebestand: Der Meldebestand ist eigentlich ein Indikator, welcher anzeigt, wann der Bestand wieder aufgefüllt werden muss. Wichtig ist, dass dieser Bestand höher ist, als der Sicherheitsbestand. 
  • Optimaler Bestand: Der optimale Lagerbestand beschreibt die Kennzahl, welche erreicht werden sollte, um den Umsatzerwartungen gerecht zu werden und einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen. Vor allem im E-Commerce, auf Grund der meist sehr hohen Lagerkosten, erfährt der Einzelhändler bei einem optimalen Bestand keine finanziellen Einbußen oder Verluste. Das liegt daran, dass die Anzahl der vorrätigen Produkte über dem Mindestbestand liegt, ohne dass der Maximalbestand erreicht wird.

Bestandsarten nach der Produktlebensdauer

Die Kategorien dieser Bestandsart richten sich danach, wie lange ein Produkt aufbewahrt werden kann. Außerdem muss berücksichtigt werden, wie schnell das Produkt nach Auslieferung verkauft werden muss. 

Hier unterscheidet man zunächst zwischen verderblichem und nicht verderblichem Bestand. Bei verderblichem Bestand handelt es sich um alle Produkte, die aufgrund ihres Haltbarkeitszustandes schnell aus dem Lager entnommen werden müssen. Meist sind für diese Produkt außerdem weitere zusätzliche Logistikanforderungen wie Temperaturkontrollen, Stapelung oder Spezialbehälter notwendig. Nicht verderblicher Bestand hingegen umfasst alle Produkte, deren Lagerhaltung weniger aufwendig ist und bei denen die Zeit keinen Einfluss auf den Haltbarkeitszustand hat. Die Verwaltung unverderblicher Produkte ist verglichen mit verderblichen Produkten deutlich leichter. 

Eine weitere wichtige Bestandsart nach der Produktlebensdauer ist der Bestand mit Verfallsdatum. Dieser Bestand kann sich mit dem verderblichen Bestand überschneiden. Jedoch ist das ausschlaggebende Kriterium ein vorgegebenes Verfallsdatum, nach welchem die Produkte nicht mehr verkauft oder verarbeitet werden dürfen. 

Bestandsarten nach der Logistik

Hier werden oft die klassischen Bestandsbegriff der Logistik "Lagerbestand", "Umlaufbestand" und "Transitbestand" genannt. Jedoch bezieht sich diese Kategorie eher auf die täglichen Abläufe im Lager und rund um den Lagerbestand. Die wichtigsten Bestände im Lager sind der Mindestbestand, der auch in die Kategorie "Funktion" (siehe oben) fallen kann, der physisch vorhandene Bestand, der Höchst- bzw. Maximalbestand, der verfügbare Bestand oder der Nettobestand.

Herausfor­derungen des Omnichannels

Der Online-Vertrieb hat in den vergangenen Jahren, verstärkt durch die Corona-Krise, insbesondere als Omnichannel-Ausrichtung, neuen Auftrieb gewonnen. Dem Einzelhandel wurde vor Augen geführt, dass er sich nicht auf den stationären Handel als alleinigen Vertriebskanal verlassen sollte. Jedoch erfordert ein erfolgreicher Omnichannel-Vertrieb eine kanalübergreifende, immer aktuelle Bestandsverwaltung, um sowohl die Belieferung des Großhandels und der Hersteller an die Filialen (B2B ), als auch den Verkauf des Händlers an seine Kunden (B2C) korrekt ausführen zu können. Vor allem Same-Day Lieferungen und E-Commerce Strategien, wie Click & Collect oder Click & Reserve, stellen die Einzelhändler vor große Herausforderungen. Hier sind Lager- und Bestandsmanagement in besonderer Weise gefordert. Weitere Herausforderungen für den Lagerbestand und das Bestandsmanagement sind die Retouren. Der Bestand beeinflusst darüber hinaus die Preispolitik des Unternehmens und hat Auswirkungen auf die Kundenbeziehung. In Zeiten des Omnichannel-Handels gewinnen vor allem online verfügbare Filialbestände für den Kunden an Bedeutung. Kommt es zu Bestandsabweichungen kann dies einen Wettbewerbsnachteil mit sich bringen. Hier schafft ein Real-Time-Bestandsmanagement Abhilfe.

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