Definition: Was ist ein Sicherheitsbestand?
In einem Lager gibt es verschiedene Bestandslevel, eines von ihnen ist der Sicherheitsbestand bzw. der Mindestbestand. Es handelt sich dabei um eine zusätzliche Menge eines Produktes in Ergänzung zum Grundbestand. Der Sicherheitsbestand dient dazu, bei unvorhergesehenen Ereignissen, wie zum Beispiel bei Lieferengpässen oder Nachfrageschwankungen, die Lieferbereitschaft oder Produktion aufrechterhalten zu können. Dabei wird für jedes einzelne Beschaffungsgut ein eigener Sicherheitsbestand definiert. Dieser sollte so hoch wie nötig, aber so gering wie möglich gehalten werden. Der Sicherheitsbestand liegt noch unter dem Meldebestand, dieser gibt an, wann bestellt werden muss, um die eiserne Reserve nicht zu unterschreiten.
Warum ist der Sicherheitsbestand wichtig?
Für Unternehmen ist es wichtig, Störungen in der Supply Chain zu vermeiden. Unterbrechungen in der Produktion, unzureichende Lieferfähigkeit oder zu hohe Bestände können schnell negative Auswirkungen haben, insbesondere auf die Kundenzufriedenheit. Ein optimaler Lagerbestand ist daher wichtig, um Engpässe oder Out-of-Stock-Situationen zu vermeiden. Der Sicherheitsbestand trägt dazu bei, dass Unternehmen auf Veränderungen schnell reagieren können und dadurch Lieferausfälle vermeiden. So können durch den Mindestbestand höhere Bedarfs- oder geringere Liefermengen ausgeglichen werden.
Vorteile im Überblick
- Schutz vor Nachfragespitzen (Hochsaison, Feiertage, Aktionen etc.) **
- Stabile Supply Chain
- Puffer für längere Lieferzeiten (Lieferant liefert zu spät, wetterbedingte Ausfälle, Verzögerung in der Produktion etc.)
- Keine Bestandsunsicherheiten
- Vermeidung von Störungen in den Abläufen (Produktion, Lieferkette)
- Höhere Kundenzufriedenheit
Generell werden mit dem Sicherheitsbestand also die folgenden Unsicherheiten abgedeckt:
- Bestandsunsicherheit
- Bedarfsunsicherheit
- Lieferunsicherheit
**Beispiel: Blockaden im Suez-Kanal: Die plötzlich hervorgerufene und außergewöhnliche Situation führte zu einem extremen Rohstoff-Engpass bei einigen Industriebetrieben sowie Automobilherstellern, die sich der kosteneffizienten Variante des "Just-In-Time"-Verfahrens (siehe *Glossar: Just-In-Time*) verschrieben haben. Der Sicherheitsbestand entfällt bei dem sogenannten Just-In-Time Verfahren komplett, was es für Industriebetriebe etc. schwieriger macht, auf Situationen flexibel reagieren zu können. Bei einem eisernen Bestand hätten die darauffolgenden Produktionsverzögerungen abgefangen werden können (zumindest für einen bestimmten Zeitraum).
Wie wird der Sicherheitsbestand berechnet?
Damit ein Unternehmen alle Vorteile des Sicherheitsbestands ausnutzen kann, muss dieser korrekt berechnet werden. Ein zu hoher Sicherheitsbestand führt nämlich zu höheren Bestandskosten und ein zu geringer Sicherheitsbestand zu Umsatzeinbußen. Die Höhe ist individuell und abhängig von verschiedenen Faktoren wie zum Bespiel der Lagerart, dem Lagergut, dem Verbrauch und der Bestellzeit. Zur Berechnung des optimalen Sicherheitsbestands gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Fixer Sicherheitsbestand
Der fixe oder feste Sicherheitsbestand ist eine der einfachsten Methoden. Dabei wird einfach eine bestimmte Anzahl von Artikeln festgelegt, die jederzeit im Lager vorhanden sein muss. Der Wert bleibt im Allgemeinen unverändert, bis beschlossen wird, dass er angepasst werden muss. Häufig werden hierbei auch der gesamte Lagerbestand auf einmal und nicht nur einzelne Produkte betrachtet. Falls ein Produkt mit einem geringen Sicherheitsbestand plötzlich mehr nachgefragt wird, kann es zu Out-of-Stock-Situationen kommen.
Zeitbasierte Kalkulation
Bei der zeitbasierten Kalkulation wird der Sicherheitsbestand über einen bestimmten Zeitraum auf der Grundlage von Prognosen für das jeweilige Produkt berechnet. Diese Methode umfasst eine Kombination aus der tatsächlichen Nachfrage aus Kundenaufträgen und der prognostizierten Nachfrage auf der Grundlage statistischer Methoden. So kann zum Beispiel ein Wochendurchschnitt für die Warenausgänge berechnet werden. Die zeitbasierte Kalkulation berücksichtigt jedoch nicht die Wiederbeschaffungszeit der Güter. So kann es am Ende zu einem zu hohen Sicherheitsbestand kommen, wenn Produkte langsamer verkauft werden als prognostiziert.
Statistische Kalkulation
Diese Kalkulation nutzt Wahrscheinlichkeitsrechnung, um Prognosen für den optimalen Sicherheitsbestand zu berechnen. Mit einbezogen werden sowohl vergangene Bestandswerte als auch Nachfrageprognosen. Einige Lagerverwaltungssysteme können den Sicherheitsbestand mit dieser Methode bereits automatisch berechnen.
Weitere Möglichkeiten
Zur Ermittlung des Sicherheitsbestands kann zum Beispiel auch die Wiederbeschaffungszeit genutzt werden. Je länger die Wiederbeschaffungszeit ist, desto höher ist auch der Sicherheitsbestand. Mit der folgenden Formel kann der Sicherheitsbestand berechnet werden:
Formel: 1/3 * Verbrauch in der Wiederbeschaffungszeit = Sicherheitsbestand
Wenn also der tägliche Verbrauch für ein Produkt bei 1.200 Stück liegt und die Wiederbeschaffungszeit 10 Tage beträgt ergibt sich anhand der Formel folgender Sicherheitsbestand: 1/3 * (1200 x 10) = 4.000 Stück.
Welche Faktoren können den Mindestbestand beeinflussen?
Bei der Wahl des optimalen eisernen Bestandes spielen einige Einflussfaktoren eine Rolle. Bei einer längeren Wiederbeschaffungszeit eines Gutes, wird der Sicherheitsbestand in den meisten Fällen höher angesetzt - also je länger die Wiederbeschaffungszeit, desto höher der optimale Sicherheitsbestand. Bei Gütern mit einem hohen Warenwert setzt man den eisernen Bestand potenziell niedriger an, um die Kapitalanbindungskosten möglichst niedrig zu halten. Gibt es Güter, die auch von einem weiteren Zulieferer geliefert werden können, kann hier ein niedrigerer Reservebestand gewählt werden.
Dynamischer Sicherheitsbestand
Die meisten ERP-Systeme arbeiten mit einem statischen Sicherheitsbestand, der dann manuell von den Mitarbeitern angepasst werden muss. Darüber hinaus gibt es auch Softwarelösungen für Bestandsmanagement, die einen dynamischen Sicherheitsbestand berechnen können. Beim dynamischen Sicherheitsbestand werden Nachfrage- und Liefervarianz mit in die kontinuierliche Planung einbezogen. Er unterscheidet sich somit vom statischen Sicherheitsbestand, indem Nachfrage- und Liefervarianzen hinzugenommen werden. So werden statische Kalkulationen in eine fortlaufende und kontinuierliche Planung mit einbezogen. Gerade im Rahmen des Supply Chain Managements spielt der dynamische Sicherheitsbestand eine wichtige Rolle, weil durch die Prognosen festgestellt werden kann, ob und wie sich die eiserne Reserve verändert und was dies wiederum für Auswirkungen auf die Beschaffung hat.