Was ist das Pick-by-Watch Verfahren?
Digitale Transformation und Logistik 4.0 sind Begriffe, die in der Logistik seit einigen Jahren eine immer größere Rolle spielen. Gerade eine reibungslose Kommissionierung und eine lückenlose Digitalisierung sind für die Lagerverwaltung essenziell. Daher testen immer mehr Unternehmen informationsdarstellende digitale Assistenzsysteme. Zu diesen zählt unter anderem das Pick-by-Watch Verfahren. Unter Einsatz von sogenannten Wearables, vor allem Smartwatches, soll die Kommissionierung nicht nur digitaler, sondern auch intuitiver und vor allem für die Kommissionierer "hands free" werden. Es ist grundsätzlich möglich, gängige Smart Watches zu nutzen, so lange diese eine Installation von Applikationen (Apps) ermöglicht. Einige Hersteller haben inzwischen jedoch spezielle Smart Watches für die Kommissionierung entwickelt. Diese verfügen über größere Displays und längere Laufzeiten als herkömmliche Smart Watches. Das Pick-by-Watch Verfahren kann vor allem in der Multichannel-Logistik die bestehenden Kommissionierstrategien ergänzen. Weitere Einsatzbereiche sind zum Beispiel E-Commerce-Kleinhändler, Werkstätten oder ein Einzelhandel mit Online-Bestellservices.
Unter Rückgriff auf eine programmierbare Softwareschnittstelle und eine Funkverbindung werden die Aufträge und die dazugehörigen Informationen an ein Wearable bzw. eine Smart Watch, welche der Kommissionier trägt, gesendet. Über die Smart Watch kann der Mitarbeiter ablesen, wo im Lager er den zu pickenden Artikel findet und in welcher Menge er diesen entnehmen muss. Zur Vermeidung von Kommissionierfehlern muss der Kommissionierer nach Entnahme einen Code, welcher an dem Regal, aus dem er den Artikel entnommen hat, angebracht ist, bestätigen. Die Informationen werden dann an das Lagerverwaltungssystem (Warehouse Management System) oder das ERP-System weitergeleitet, welches den Pick verifiziert und beispielsweise Bestände aktualisiert. Durch die Bestätigung wird ebenfalls die Bereitstellung der nächsten Artikelinformationen auf der Smart Watch ausgelöst
Vorteile und Nachteile des Pick-by-Watch Verfahrens:
Ein besonderer Vorteil dieses Verfahrens ist die Effizienzsteigerung in der Person-zur-Ware-Kommissionierung. Außerdem sind keine lange Einarbeitungszeiten erforderlich und die bereits vorhanden Hardware wird kaum belastet. Zusätzlich kann aufgrund dessen, dass der Kommissionierer beide Hände frei hat (hands-free-Kommissionierung), die Produktivität im Gegensatz zur manuellen Kommissionierung gesteigert werden. Durch die Anzeige der einzelnen Artikel eines Auftrages auf der Smart Watch, wird der Auftrag nach und nach kommissioniert, so dass die Fehlerquote gesenkt werden kann. Gegenüber Systemen, die größere Informationsmengen vermitteln (z.B. Datenbrillen bei einem Pick-by-Vision Verfahren), kann die mentale Beanspruchung von Kommissionieren verringert werden. Das Pick-by-Watch System kontrolliert darüber hinaus auch die Kommissioniersicherheit und ermöglich eine einfache Benutzerführung.
Ein nennenswerter Nachteil ist die hohe Anfangsinvestition, da zunächst in Smart Watches mit langer Akkulaufzeit investiert werden muss. Hiermit geht ein weiterer Nachteil einher: Viele der Smart Watches verfügen über eine zu kurze Akkulaufzeit, da die Uhren während der Kommissionierung dauerhaft genutzt werden. Ein Problem kann ein zu kleines Display der Smart Watch darstellen, was zu Lesefehlern und damit zu Pickfehlern führen kann.
Alternative Kommissionierungsverfahren
- Pick-by-Paper: Der Kommissionierer bekommt bei dem klassischen Verfahren eine Pickliste, auf der alle Artikel eines Auftrages, deren Lagerort und die angeforderte Menge der Artikel vermerkt sind. Der Kommissionierer arbeitet die Liste nach und nach ab. Er kommissioniert jeden Artikel dabei einzeln. Der Kommissionierer muss die Bestandsänderung nach der Kommissionierung händisch an das Lagerverwaltungssystem (LVS) melden.
- Pick-by-Scan: Bei diesem Verfahren ersetzt ein MDE-Gerät die klassische Pickliste. Die MDE-Geräte, meistens Handheld-Computer, verfügen über einen integrierten Scanner. Über diesen werden die zu kommissionierenden Artikel erfasst und die Bestandsänderung wird direkt an das LVS weitergegeben.
- Pick-by-Cart: Als ein mögliches Kommissioniersystem für das Multi-Order-Picking ermöglicht das Pick-by-Cart Verfahren die Kommissionierung von bis zu 40 Aufträgen gleichzeitig. Zentral ist hierbei der Kommissionierwagen, mit dem der Kommissionierer mehrere Aufträge gleichzeitig bearbeiten kann (Multi-Order-Picking).
- Pick-by-Voice: Die Kommissionierung mit dem Pick-by-Voice Verfahren nutzt ein sprachbasiertes System, bei dem die Kommunikation zwischen dem Kommissioniersystem und dem Kommissionierer mittels Sprache stattfindet.
- Pick-by-Light: Der Kommissionierer wird bei einer Pick-by-Light Kommissioniermethode über Lichtsignalen zu der Warenentnahme aus den jeweiligen Regalen und Fächern geleitet. Der Mitarbeiter wird von dem Pick-by-Light-System durch Signalleuchten und Displays über die zu entnehmenden Artikel und Artikelmengen informiert.
- Pick-by-Vision: Bei dem Kommissionierverfahren "Pick-by-Vision" trägt der Kommissionierer eine Datenbrille. Das Pick-by-Vision Verfahren wird auch Augmented Realtiy unterstützte Kommissionierung genannt. Über die Brille werden mithilfe von WLAN-Technik die wichtigen Informationen für die Kommissionierung direkt im Blickfeld des Kommissionierers angezeigt. Es ist teilweise auch möglich, über die Brillen den kürzesten Weg zum Lagerplatz anzuzeigen. Ein Trackingsystem erfasst die Position des Kommissionierers.
- Pick-by-RFID: RFID steht für Radio Frequency Identification. Diese Technik wird bei diesem Kommissionierverfahren genutzt, um Artikel während des Kommissionierungsprozesses zu verfolgen. Der Kommissionierer erhält seine Aufträge direkt auf dem RFID-Gerät und kann die entsprechenden Artikel aus dem Regal entnehmen.