Anders als klassische Lager umfasst ein virtuelles Lager, auch Virtual Warehouse genannt, nicht nur den eigenen physischen Bestand eines Unternehmens, sondern auch den anderer Händler, die elektronisch im unternehmenseigenen Lagersystem erfasst werden.
Ein virtuelles Lager zeichnet sich im Gegensatz zum klassischen Warenlager dadurch aus, dass ein Unternehmen seinen physischen Warenbestand um das Lager anderer elektronischer Händler erweitert. Dies ermöglicht es Unternehmen, Waren jederzeit und vor allem schnell ausliefern zu können und ihren Lagerplatz auszuweiten, ohne ein zusätzliches physisches Lager zu benötigen.
Virtuelle Lager kommen in der Regel im Omnichannel-Commerce zum Tragen, denn dabei müssen diverse Touchpoints und physische Bestände koordiniert werden. Um die reibungslose Kommunikation zwischen den einzelnen Systemen zu gewährleisten, braucht es ein bestandsführendes System. Dort werden sämtliche physischen Bestände in virtuellen Lagern zusammengefasst, aktuelle Verkäufe, Reservierungen und Sicherheitsbestände abgezogen und der Wert nahezu in Echtzeit an die jeweiligen Verkaufskanäle kommuniziert. E-Commerce Händler, wie Amazon, nutzen beispielsweise ein virtuelles Lager als Teil ihrer Lösung für einen weltweit schnellen Versand.
Unter virtuellen Lager wird aber auch, vor allem im Bereich Logistik, die Modellierung eines Lagers als 3D- oder virtuelles Modell verstanden. Solche Modelle werden genutzt, um die Konzeption und Planung eines Lagers zu erleichtern. Durch die Nutzung von 3D-Modellen an Computern oder die Nutzung von VR-Brillen können Abläufe in einem Lager durchgespielt werden, um Schwachstellen aufzudecken oder Prozesse neu aufzubauen. Außerdem kann eine Virtual Reality-Lösung für die Schulung von Kommissionierern verwendet werden.
Ein virtuelles Warenlager bietet Händlern die Möglichkeit, über eine große Anzahl von Produkten von verschiedenen Lieferanten zu verfügen, um die Lieferbarkeit ihrer Ware sicherzustellen. Gleichzeitig kann so sichergestellt werden, dass die Preise konkurrenzfähig bleiben.
Außerdem kann der Verwaltungsprozess fast vollständig automatisiert werden, was sich auch positiv auf die Transaktionskosten für beispielsweise die Weiterleitung einer Bestellung auswirkt und so Kosten reduzieren kann.
Weitere Vorteile:
Eine der größten Herausforderungen eines virtuellen Lagers ist das Management des Bestandes. Betrachtet man dies vor allem in Hinblick auf die möglichst große Produktauswahl und den schnellen Lieferzeiten, die ein Unternehmen seinen Kunden bieten will, sind schnellere und vor allem digitalisierte Prozesse notwendig. Dementsprechend ist ein effizientes Lagerhausmanagementsystem notwendig.
Außerdem muss die Kommunikation mit den anderen Händlern möglichst einwandfrei funktionieren, um den Ansprüchen nach schnellen Lieferzeiten gerecht werden zu können.