Umstellung auf SAP S/4 HANA: Wie die Stichprobeninventur in SAP EWM gelingt

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2027 ist es so weit: Unternehmen müssen bis dahin vom alten SAP System zum neuen SAP S/4 HANA wechseln, weil ältere Systeme dann nicht mehr unterstützt werden. Durch die Corona-Krise haben sich diese Projekte bereits verzögert und den Unternehmen mehr Zeit gegeben, sich mit der Umstellung auseinanderzusetzen. Dabei ist auch das Thema Inventur unvermeidbar. Gerade für größere Unternehmen, die auf SAP EWM setzen, gibt es einen großen Nachteil: Eine Stichprobeninventur, die den Inventuraufwand um rund 95 % senken kann, ist im SAP EWM standardmäßig nicht integriert, wie es in den Systemen IM und WM der Fall ist. Welche Möglichkeit es gibt, eine Stichprobeninventur beim Einsatz des Extended Warehouse Managements von SAP zu nutzen, erklären wir in diesem Blogbeitrag anhand eines Beispiels. 

Im SAP ECC 6.0 gab es zwei integrierte Module zur Verwaltung und Optimierung von Lagerbeständen (Inventory Management, IM, und Warehouse Management, WM) sowie ein externes Modul (Extendend Warehouse Management, EWM). Während in IM und WM eine Stichprobeninventur mit dem Verfahren der freien Mittelwertschätzung möglich ist, besteht diese Option im EWM nicht. Im IM wird der Bestand auf Lagerortebene geführt, d.h. der genaue Standort des Materials ist nicht kritisch. Diese Bestandsführung eignet sich daher insbesondere für kleine Läger. Die Lagerverwaltung (SAP WM) ist eine Erweiterung von IM, basiert auf Lagerkoordinaten und ist damit auch für die chaotische Lagerhaltung geeignet. Entwickelt wurde dann noch das externe Modul SAP Extended Warehouse Management, das prinzipiell ein selbstständiges Lagerverwaltungssystem mit erweiterten WM-Funktionen ist. SAP EWM wird insbesondere von großen Verteilzentren mit hohem Volumen und komplexen Prozessen genutzt, die hierfür eine performante Materialflusssteuerung benötigen - eine integrierte Stichprobeninventur ist aber nicht möglich.

Umstellung auf SAP S/4 HANA

Bei der Umstellung der SAP ERP-Systeme auf S/4 HANA werden die beiden Module SAP IM und SAP WM umbenannt in SAP Material Management und SAP Stock Room Management. Daneben gibt es noch ein weiteres Logistik-Modul: SAP Embedded EWM (eEWM), eine integrierte EWM-Lösung, die die grundlegenden Funktionen für die Logistik in SAP bietet. Doch auch in S/4 gibt es ein dezentrales SAP EWM, in dem auch eine Materialflusssteuerung möglich ist. Die Installationen für die Module IM und WM werden zukünftig immer weniger und immer mehr Unternehmen entscheiden sich daher für SAP EWM. In diesen Systemen setzt SAP sehr stark auf die Anwendung einer permanenten Vollinventur und bietet per se kein Modul zur Stichprobeninventur mehr an - dabei bietet die Stichprobeninventur gerade für Unternehmen mit großen Sortimenten viele Vorteile. Wer sich jedoch für den Weg entscheidet und in S/4 auf das dezentrale oder Embedded EWM setzt, kann über Add-ons die Stichprobeninventur trotzdem einsetzen. Wie das funktioniert, zeigt unser Beispiel.

Externe Systeme für Stichprobeninventur im dezentralen SAP EWM

Die Ausgangssituation

Stellen wir uns ein großes mittelständisches Unternehmen vor, das im produzierenden Gewerbe tätig ist und bisher SAP Warehouse Management in der ECC 6.0 Umgebung nutzt. Herr Maier ist Ansprechpartner und Verantwortlicher für das Lager, das bis dato eine chaotische Lagerhaltung aufweist. Sein Unternehmen möchte nun in SAP S/4 HANA auf EWM umstellen, da der Materialfluss zunehmend komplexer wird, eine hohe Anzahl an Meldepunkten vorliegt und das Unternehmen zukünftig auch Shuttletechnik einsetzen wird. Auch die Unabhängigkeit vom ERP ist ein Vorteil - sollte das System in Downtime sein, kann mit dem EWM noch eine Zeit lang autark gearbeitet werden. Das bedeutet eine hohe Sicherheit für die Supply Chain. Folglich wird viel Geld in neue Technologie und Software investiert. Als Hauptverantwortlicher für die Lagerlogistik fragt sich Herr Maier, wie er zukünftig die Inventur erledigen soll. Bisher wurde eine klassische Inventur zum Bilanzstichtag durchgeführt. Dafür waren 50 Mitarbeiter nötig, die volle zwei Tage mit der Zählung beschäftigt waren.

Stichprobeninventur trotz EWM

Gerade Firmen mit großen Lagern setzen meist auf die Lagerverwaltung und -steuerung mit SAP EWM. Ein großer Vorteil des Extended Warehouse Managements ist, dass die Prozesse im Lager, wie zum Beispiel das Ein-, Aus- und Umlagern von Produkten und auch die Prozessabfolgen viel effizienter und überwachter ablaufen. Durch die automatisierte Unterstützung bei der effizienten Verwaltung des Lagers und bei der Abwicklung und Überwachung des Warenflusses hilft SAP EWM dabei, eine sehr hohe Bestandsgenauigkeit bzw. Bestandsqualität zu erzielen. Diese wiederum ermöglicht den Einsatz der Stichprobeninventur und speziell den Einsatz des Sequenzialtests, eines der möglichen mathematisch-statistischen Verfahren für die Stichprobeninventur. Auch in Ihrem SAP Extended Warehouse Management.

Sequenzialtest als Add-On für SAP EWM

Dabei werden zufällig ausgewählte Bestandspositionen mit den Angaben aus der Lagerbuchführung verglichen. Hierbei muss eine Aussagewahrscheinlichkeit von 95 % erreicht werden. Durch die sehr gute Bestandsgenauigkeit des Lagers reichen für den Sequenzialtest im Idealfall schon 30 Stichproben aus, um so das gesamte Lager für die bilanzielle Inventur zu bestätigen. Ergeben sich nach der Ziehung von 30 Stichproben keine Differenzen, ist die Inventur abgeschlossen – egal, wie viele Bestandspositionen das Lager hat. Die Durchführung der Inventur ist also von sehr wenigen Mitarbeitern innerhalb kürzester Zeit zu erledigen.

SAP Inventur leicht gemacht

Die SAP EWM Einführung ist also der Katalysator für die Implementierung der Stichprobeninventur. Unsere Experten bringen jahrelange Erfahrung aus Projekten in verschiedenen Branchen mit und freuen sich darauf, mit Ihnen gemeinsam die Stichprobeninventur in Ihrem Lager zu implementieren. Durch die Technologie und die verbesserten Prozesse erreichen Sie mit SAP EWM eine sehr hohe Bestandsqualität - die Voraussetzung für den Sequenzialtest. Grundsätzlich sind Stichprobeninventursysteme meist Add-ons, die Daten aus einem bestehenden ERP-System ziehen, diese verbessern und die Ergebnisse verarbeiten. In SAP gib es Standardschnittstellen, die so programmiert sind, dass eine standardisierte Textdatei herausgegebenen wird, die wiederum als Basis für die Stichprobeninventur dienen kann. Für auf Grundlage von SAP Handling Units (HU) geführte Lager können wir eine individuelle Best Practice Lösung implementieren, die sich in zahlreichen Projekten bewährt hat.

Foto: ©Andreas Prott - stock.adobe.com

 

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